Lehre und Wissenschaft
Prof. Dipl.-Ing. M. Sprysch

Das Tragwerk als Gestaltungselement

Durch das Fach Tragwerkslehre wird die Integration des Tragwerks in dem gesamten Entwurfsprozeß berücksichtigt. Ein wichtiger Aspekt einer Bauaufgabe ist die richtig ausgewählte Tragkonstruktion. Der Begriff der Konstruktion wird heute sehr unterschiedlich verstanden. Die Konstruktion ist die Summe aller Tragwerkselemente, die für die Lastabtragung notwendig sind. Man sollte dabei betonen, daß das Tragwerk immer auf die Form bezogen wird und selbst als statisches System nur gemeinsam mit der Form zu sehen ist. Entwerfen und Konstruieren sind gegenseitig voneinander abhängig. Eine gute Architektur ist nur dann möglich, wenn die richtige Konstruktion in Übereinstimmung von Werkstoff und Fügeprinzipien vorhanden ist. Die Konstruktion wird zum "Träger" der Architektur. "Ohne Tragwerk kann stoffliche Form überhaupt nicht bestehen, und ohne Erhaltung der Form kann der innere Organismus nicht funktionieren. Daher: Ohne stoffliches Tragwerk kein Organismus, belebt oder unbelebt". Heute, da selbst die größte Spannweite kein Problem mehr darstellt, da fast alles machbar ist, stellen wir uns die Frage nach dem Sinn dessen, was wir bauen, auf welchen Werten das beruht, was wir konstruieren. Weil heute nahezu jedes Tragwerk auch gebaut werden kann, heißt die Frage statt "Kann es gebaut werden?" vielmehr "Soll es so gebaut werden?". Die richtige Formgebung des Bauwerks mit Hilfe der Tragstruktur ist natürlich von großer architektonischer Bedeutung, nicht nur im Hinblick auf seine äußere Erscheinung sondern auch auf die ästhetische Wirkung des Innenraumes und die Zweckmäßigkeit der Form für die innere Nutzung. Eigenwillige Tragstrukturen, die dem natürlichen Kräfteverlauf widersprechen, und vor allem solche, die im "nachhinein" entworfen worden sind, erschweren die Bauausführung und verursachen in der Regel unnötige Kosten.


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